Die Bezeichnung Chiropraktiker ist in Deutschland leider noch nicht geschützt. Aus diesem Grunde können sich auch Personen ohne fundierte Ausbildung Chiropraktiker nennen. Seit einiger Zeit wird in Deutschland eine Chiropraxis-Ausbildung angeboten, die nach dem Standard der AVCA (American veterinary chiropractic association) durchgeführt wird. Meine Ausbildung habe ich bei der EAVC (Europäische Akademie für Veterinärchiropraxis) abgeschlossen und eine Prüfung abgelegt, die von der IVCA (Internationale Veterinärchiropraxis Association) und der AVCA anerkannt wird. Chiropraktik ist eine manuelle Behandlungsmethode, die bei vielen Gesundheitsproblemen und Rittigkeitsproblemen des Pferdes eingesetzt werden kann. Im Zentrum der Chiropraktik steht die gestörte Funktion der Wirbelsäule und die Auswirkung dieser Störungen auf das Nervensystem und den Gesamtorganismus. Wenn sie sachgemäß erfolgt, kann die chropraktische Behandlung eine effektive Vorsorge zur Gesunderhaltung Ihres Pferdes sein. Sie kann sowohl bei akuten als auch bei chronischen Problemen eingesetzt werden. Bei chronischen Gliedmaßenerkrankungen kann eine begleitende Behandlung die Heilung unterstützen und sekundär auftretende Rückenprobleme verhindert. Chiropraktik behandelt nicht die Symptome, sondern die Ursache von Rückenproblemen.Sie stellt die Gelenkbeweglichkeit oder die gestörte Wirbelsäulenstatik wieder her und ermöglicht so dem Pferd sein volles Leistungspotential zu nutzen.

Welche Diagnosen stellt ein Chiropraktiker?

Chiropraktiker prüfen die Beweglichkeit jedes einzelnen Wirbels der Wirbelsäule und stellen bei Einschränkungen der vollen Gelenksbeweglichkeit eines Zwischenwirbelgelenkes die Diagnose Subluxation oder auch Blockade, was der bekanntere Begriff sein dürfte. Chiropraktiker verstehen unter einer Blockade die funktionelle Fehlstellung eines Wirbels bzw. die Blockade seiner Gelenke. Das heißt, der normale Bewegungsspielraum des Wirbelgelenkes ist eingeschränkt, was sich in etwa mit einer klemmenden Schublade, die nicht vollständig herausziehbar ist, vergleichen lässt. Steifheit, Muskelverspannungen und eine Beeinträchtigung der Leistungsfähigkeit können die Folge sein. Wenn eine Einschränkung der Beweglichkeit bestimmter Wirbelsäulenabschnitte auftritt, versucht das Pferd die fehlende Flexibilität der Wirbelsäule zu kompensieren, indem es seine Körperhaltung verändert und dadurch andere Teile der Wirbelsäule oder die Gliedmaßen vermehrt belastet. Sekundär können so weitere Blockaden hervorgerufen werden. Ist die Beweglichkeit in einem Zwischenwirbelgelenk reduziert, kann dies auch Auswirkungen auf die Nerven haben, die zwischen diesen beiden Wirbeln aus dem Rückenmark austreten. In einem gequetschten Nerv kann es zu einer Beeinträchtigung der Reiz- und Informationsleitung kommen, welche für die Koordination der Körperfunktionen erforderlich ist.

Wie entstehen Blockaden?

Blockaden können durch vielfältige Ursachen entstehen, von denen im Folgenden beispielhaft einige genannt werden:

Welche Symptome sprechen für Blockaden?

Es gibt vielfältige Symptome, die an Pferden mit Blockaden beobachtet werden können. Dazu zählen z.B. folgende:

Diese Symptomliste erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit, jedoch zeigt sie welche vielfältigen Auswirkungen eine Blockade haben kann. Weitere Anzeichen für bestehende Blockaden kann man u.U. in der Muskulatur oder an Knochenpunkten feststellen. Wenn man mit der Hand etwas Druck auf einzelne Muskelpartien ausübt, sollte das Pferd keine Schmerzreaktion zeigen. Beim Abtasten der Wirbelsäule sollten keine hervorstehenden Knochenpunkte auffallen. Die Kreuzbeinhöcker sollten auf einer Höhe sein.

Wie werden Blockaden therapiert?

Wenn ein chiropraktisch arbeitender Tierarzt eine Blockade diagnostiziert, wird er versuchen, die funktionelle Fehlstellung der Wirbel zu korrigieren und die Beweglichkeit des Zwischenwirbelgelenkes wiederherzustellen. Die Korrektur erfolgt durch einen sehr schnellen kurzen Ruck, der mit den Händen direkt am entsprechenden Wirbel ausgeführt wird.Durch diese gezielte manuelle Behandlung wird das betroffene Gelenk leicht über seine normale Beweglichkeit hinaus bewegt, ohne daß hierbei anatomische Grenzen überschritten werden. Diese Manipulation ist sehr spezifisch und wird mit wenig Kraft ausgeübt, da es vor allem auf die Schnelligkeit des Rucks ankommt, der auf den Wirbel einwirkt und bei Benutzung der exakt richtigen Technik keine allzu große Kraft erforderlich ist, um die Blockade eines Wirbelgelenkes zu beheben.Neben der Untersuchung und Behandlung der Wirbelsäule gehört zu einer kompletten chiropraktischen Behandlung auch die Untersuchung und Behandlung der Gliedmaßengelenke und der Kiefergelenke.

Reicht eine einzige chiropraktische Behandlung, um alle Blockaden zu beheben?

Diese Frage muß für jeden Patienten, je nach Anzahl und Lokalisation der Blockaden sowie des allgemeinen Zustandes des Pferdes, individuell beantwortet werden. In den meisten Fällen reicht eine Behandlung nicht aus, um das Problem zu beseitigen. Das Ziel der Chiropraktik ist es, funktionelle Fehlstellungen der Wirbel zu beseitigen und die vollständige Mobilität der Wirbelsäule wiederherzustellen. Die Aufgabe der Muskeln und Bänder ist es die korrigierte Wirbelsäule zu stützen und in dieser Form zu halten. Da Muskeln und Bänder sich an die neue Stellung der Wirbel aber erst gewöhnen müssen, ziehen sie die korrigierten Wirbel oft zurück in ihre alte, blockierte Stellung, wodurch erneuter Bedarf an einer chiropraktischen Behandlung entsteht. Aus diesem Grunde muß ein Chiropraktiker gegebenenfalls mehrfach behandeln, bis der Körper die neue Lage der Wirbelsäule als normal akzeptiert und Muskeln und Bänder die Stütz- und Haltefunktion übernehmen. Bei den meisten Pferden zeigt sich nach ein bis vier Behandlungen eine sichtbare Besserung.